Der Dinkelbergschrei

Unter diesem Titel hat Frau Maria Schwarz aus Minseln einen Leserbrief geschrieben den auch wir auf unserer Homepage veröffentlichen dürfen.

Einfühlsam und realitätsnah beschreibt Frau Schwarz die Gefühle unseres Dinkelberges bei seiner unwiederbringlichen Zerstörung. Einer Zerstörung die, geht es nach dem Willen einiger Politiker, auch nicht durch Reparaturen gemildert werden soll.

Dieser Leserbrief gibt den Gefühlen Ausdruck, die bei Betrachtung der Luftaufnamen entstehen. Wir veröffentlichen Ihn deshalb zusammen mit dem Bericht 

"Eindrücke Baustelle Autobahnabschnitt A98.4" (siehe weiter unten).

 

Der Dinkelbergschrei

von Maria Schwarz ©

 

Ja, er schreit, er weint, oft ist es die Wut, die ihm die Tränen in die Augen treibt. Sie tun ihm weh. Aber keiner nimmt es wahr. Tausende von Jahren hat er auf dem Buckel. Die Schönheit seines Alters nimmt niemand wahr. Er ächzt unter der brachialen Gewalt der Bagger, die sich durch sein Innerstes fressen. Sie nehmen keine Rücksicht.

Zuerst haben sie ihn seiner Haare beraubt. Sie reißen die Haare von seinem Kopf. Die Bäume wehren sich. Sie schreien um Hilfe. Mitsamt den Wurzeln werden sie herausgerissen und entsorgt. Sie haben Hunderte von Jahren gebraucht, um so, mit ihrer Schönheit, die Gegend zu schützen und zu verschönern. Die Haare des Menschen sind sein Schmuck. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, sie mitsamt den Wurzeln heraus zu reißen. Aber dem Dinkelberg tun sie das an. Warum hört niemand das Weinen und Schreien aller Lebewesen, die sich angesiedelt haben. Das Ächzen der Bäume, die herausgerissen werden.

Der Dinkelberg wimmert oft nur noch leise vor sich hin. Er hat sich den Hals heiser geschrien. Die Menschen haben Ohrschoner an und hören so das Schreien und Weinen nicht. Er war doch schon vor ihnen da. Er war die Heimat der Menschen und ist es immer noch. Sie haben sich mit seiner Schönheit geschmückt. Sie waren stolz auf ihn. Nun sind sie so rücksichtslos. Was soll er bloß tun? Wer wird ihm noch helfen? Er bekommt langsam Rachegedanken. Er wird einfach zerstört, weil die Menschen eine Autobahn brauchen. Diese frisst sich kontinuierlich durch sein Fleisch. Schicht für Schicht wird er abgetragen. Die schöne, liebliche Landschaft wird unwiederbringlich zerstört. Das Schimpfen der Menschen, die sich wehren, hört auch keiner. Sie sind doch mit dieser wunderschönen Landschaft aufgewachsen. Es ist ihre Heimat. Sie lieben sie, die Tiere, die Pflanzen, die Bäume sind in ohnmächtiger Wut den Baggern ausgeliefert. Wann werden sie zurückschlagen? Die gequälten Kreaturen werden nicht mehr schreien und weinen. Sie werden, weil ihre Signale nicht gehört werden, sich irgendwann rächen. Bloß, dann ist schon die Landschaft zerstört. Der majestätische Dinkelberg hat verloren. Seine Rache dürfte ins Leere laufen.

 

 

 

Eindrücke Baustelle Autobahnabschnitt A 98.4

Datum: September 2016

 

Am 26. August 2016 hatte die „Badische Zeitung" für interessierte Leser eine Besichtigung des Flugplatzes Herten organisiert.

Während dieser Besichtigung hatte man die Möglichkeit einen Rundflug über unsere Heimat zu machen. Eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen ließ. Natürlich wollte ich mir auch die Baustelle der Autobahne Abschnitt A 98.4 aus der Luft ansehen. Bereits vom Boden aus betrachtet (siehe Bild oben) wirkt die Baustelle erschreckend in Ihrer Größe und Zerstörung unserer Dinkelberglandschaft. Dabei hat der Graben seine benötigte Endtiefe noch nicht einmal erreicht.

 

Der Abschnitt A98.5, der von der Baustelle Minseln bis hinter Schwörstadt reicht, wird mindestens ebenso breit und tief werden. Wildwechsel oder Spaziergänge von Karsau nach Minseln sind dann kaum mehr möglich

 

Für mich zeigen diese Bilder sehr eindrücklich das Ausmaß der noch zu erwartenden Zerstörung unserer Landschaft. Vergleicht man die Größe der Baustelle mit auf dem gleichen Bild abgebildeten Ortsteilen, wird einem das Ausmaß der Landschaftsveränderung erst richtig bewusst.

Eine 1000m Überdeckelung des Abschnittes A98.5 zwischen den Orten Minseln und Karsau, ist die einzige Möglichkeit die Landschaftszerstörung erträglich zu gestalten.

Diese Bilder habe ich während des Rundfluges am 26. August 2106 gemacht. Die nicht perfekte Qualität der Bilder bitte ich zu entschuldigen, sie wird durch das Reflexe und Spiegelungen verursachende Plexiglas des Flugzeugcockpits verursacht.

Lothar Wihan

Hinweis: zum Vergrößern auf die Bilder klicken.

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